Jeder kennt das Problem, du möchtest zu deinem Lieblingsclub und musst am Einlass deine gesamte IdentitĂ€t preisgeben. Wie alt bist du? Wo wohnst du? Wo bist du geboren und viele weitere sensible Daten werden abgefragt. Dazu fĂŒhrst du mehrere IdentitĂ€tsdokumente mit, mit denen du nachweist, wie dein Impfstatus ist, ob dein FĂŒhrerschein noch gĂŒltig ist und vieles weitere.

Genau dieses Problem hat sich das Berliner Unternehmen BOTlabs GmbH mit ihrem Projekt „KILT Protocol“ zur Mission gemacht. Kilt wurde 2018 durch Ingo RĂŒbe ins Leben gerufen und ist mittlerweile zu einem der wichtigsten Projekte im europĂ€ischen Blockchain Raum geworden.

Mit dem Ziel, private Daten sicher, datenschutzkonform und trotzdem anonym darzustellen, hat sich die BOTlabs GmbH ein großes Ziel gesetzt. In diesem Blogbeitrag wollen wir klĂ€ren, ob und wie weit das Ganze schon umgesetzt werden konnte.

Im September 2021 hat sich KILT einen der begehrten PlĂ€tze auf der Kusama Blockchain gesichert, dem Tochternetzwerk der Polkadot Blockchain. Ähnlich wie bei Polkadot hat sich KILT hierbei einen Platz als Parachain erworben, um auf dem sicheren Grundbaustein (Kusama) aufzubauen und mit anderen Blockchains zu interagieren (InteroperabilitĂ€t). Wir vermuten an dieser Stelle, dass ein Umzug auf die Polkadot Blockchain zukĂŒnftig angedacht ist, nachdem KILT die Testphase auf Kusama hinter sich gebracht hat.

Insgesamt gibt es drei Hauptanwendungen, die KILT bereits umgesetzt hat und die auf der Blockchain abgebildet werden.

Das Kernelement der KILT Blockchain ist die hauseigene Sporran Wallet. Diese dient nicht nur zur KILT Tokenverwahrung, sondern bildet auch das HerzstĂŒck rund um das Ökosystem.
Mit der Sporran Wallet ist es Nutzern weltweit möglich, sogenannte „Credentials“, also Ausweise und wichtige personenbezogene Daten zu bĂŒndeln.

WICHTIG: Die Daten werden hierbei NIE direkt auf der Blockchain gespeichert, sondern immer auf eurem GerĂ€t, lokal. Aus euren Credentials ergibt sich eure digitale IdentitĂ€t, auch DID oder Digital Identifier genannt. Diese wird kryptografisch verschlĂŒsselt dargestellt, beispielsweise: 1BvBMSEYstWetqTFn5Au4m4GFg7xJaNVN2, sodass niemand einen RĂŒckschluss auf eure IdentitĂ€t ziehen kann.

Dies ermöglicht eine der Hauptanwendungen, socialKYC. Die Nutzer hinterlegen hierbei ihre „Credentials“ lokal auf ihrem GerĂ€t und können diese Daten nutzen, um sich auszuweisen. Dabei werden aber keine sensiblen Daten auf die Blockchain ĂŒbertragen. Um das Ganze zu veranschaulichen, zeigen wir euch ein Beispiel:

Frank hat seine IdentitĂ€t als DID auf seinem Handy abgelegt. Er möchte damit in eine Diskothek und wird nach seinem Ausweis gefragt. Am Einlass scannt er seine Sporran Wallet ein. Diese bestĂ€tigt, dass er ĂŒber 18 Jahre ist, ohne weitere Daten abzufragen oder einzusehen. Auf der Blockchain ist nicht abgelegt „FRANK hat sein Alter bestĂ€tigt“, sondern lediglich eine kryptografische VerschlĂŒsselung wird vermerkt: 1BvBMSEYstWetqTFn5Au4m4GFg7xJaNVN2 -> 2THF8784JGOITGITK. Auf dem Nachhauseweg wird Frank dann von der Polizei angehalten. Seinen Ausweis hat er vergessen, aber seine Wallet auf seinem Handy ist immer dabei. Hier hat er glĂŒcklicherweise seinen FĂŒhrerschein hinterlegt und dies kann ebenfalls datenschutzkonform, anonym und sicher bestĂ€tigt werden.

socialKYC ermöglicht es somit einfach, effizient und trotzdem sicher seine IdentitÀt zu verwahren, ohne sensible Daten preiszugeben.

SocialKYC-How-To-Create-Identity
SOCIALKYC PDF-Quelle: Kilt.io

Eine zweite Applikation ist DIDsign. Hierbei ist es möglich, Nutzern Dokumente, Audiodateien, VertrÀge, Software und viele weitere Dateien zu signieren. Auch hier wird wieder die Sporran Wallet verwendet. Wer einmal seine Credentials eingelesen hat, kann unkompliziert unterzeichnen. Der Vorteil dabei: Aufgrund der Blockchain Struktur werden Transaktionen mit einem fÀlschungssicheren Zeitstempel versehen. Vor allem bei wichtigen Dokumenten ist das ein sehr relevanter Aspekt.

Einmal signiert, kann dann das Dokument auch verifiziert werden. Auch hier haben wir wieder ein Beispiel fĂŒr euch:

Frank schließt mit einem Ebay HĂ€ndler einen Kaufvertrag ĂŒber einen E-Scooter in Höhe von 600 Euro ab und unterzeichnet dies mit der DIDsign App. Nach zwei Monaten kommt der VerkĂ€ufer mit einer manipulierten PDF an, auf der 700 Euro vermerkt sind und fordert diese nun nach.
Frank lÀdt diese Datei mit dem gleichen Namen in die DIDsign App hoch und erhÀlt die Fehlermeldung, dass die Datei nachtrÀglich verÀndert wurde.

Kilt - DIDsign

DIDsign – Bildquelle: Kilt.io

DIDsign hat somit das Potenzial digitale Signierungs- und Verifizierungsprozesse zukĂŒnftig zu revolutionieren.

Eine dritte Anwendung, die wir euch natĂŒrlich nicht vorenthalten möchten, ist web3name.

Wer keine komplizierten pseudoanonymen Adressen verwenden möchte, kann seine DID Adresse, wie z.B.: 1BvBMSEYstWetqTFn5Au4m4GFg7xJaNVN2 in eindeutige Adressen umwandeln.

So könnten wir als BlockBoten eine Sporran Wallet Adresse anfertigen und uns den Web3namen
w3n:BlockBoten geben.

Festzustellen ist an dieser Stelle: Alle umfangreicheren Prozesse, wie z.B. das Anfertigen der w3n DomĂ€n, verbrauchen eine GebĂŒhr, abgebildet durch den KILT Token. Wer also die Sporran Wallet umfangreich verwenden möchte, muss sich ein paar KILT Token zulegen.

Damit kommen wir auch schon zum nĂ€chsten Punkt – dem KILT Token. Aktuell kostet ein KILT Token 41 Cent, wobei es derzeit 103 Millionen KILT im Umlauf gibt, was eine Marktkapitalisierung von 42 Millionen US-Dollar ergibt. Doch wozu wird der KILT Token benötigt?

KILT Validatoren, die beim BestĂ€tigen von Transaktionen helfen, benötigen KILT Token, um sich als Validator (=Collator) zu bewerben. Jeder, der sich hierfĂŒr registrieren möchte, benötigt mindestens 10.000 KILT, was aktuell rund 4000 $ entspricht. FĂŒr erfolgreiche BestĂ€tigungen erhalten alle Validatoren wiederum KILT Token ausgeschĂŒttet und können sich somit einen guten Cashflow aufbauen. WeiterfĂŒhrend können Token Halter an der Governance, also an wichtigen Entscheidungsprozessen, teilnehmen. Der KILT Token spiegelt dabei das Stimmrecht wider. Auch wichtige Prozesse, wie fĂŒr das Anlegen einer socialKYC IdentitĂ€t (=DID) werden KILT Token benötigt. Wer seine Token lĂ€ngerfristig anlegen möchte, kann sich zusĂ€tzlich beim Staking Rendite verdienen.

Ende letzten Jahres lag der Höchstpreis pro Kilt bei ĂŒber 13 Dollar. Aktuell liegt der Kurs knapp bei 0,41 Cent und damit deutlich unter seiner Preisspitze.

Kilt - Chart 2022

Kilt Chart Bildquelle: Coingecko

Wie es in Zukunft fĂŒr KILT weitergehen kann, verrĂ€t diese Roadmap:

KILT-BTE-Roadmap
SOCIALKYC PDF-Quelle: Kilt.io

Neben IdentitĂ€ten fĂŒr Personen und Maschinen (SSI, ebenfalls durch KILT bedient) wird es zukĂŒnftig auch klare Zuweisungen fĂŒr Assets, also Vermögenswerte, GegenstĂ€nden oder Lieferketten geben. Hierbei dĂŒrften primĂ€r Partnerschaften wie mit Authtrail oder Centrifuge behilflich sein.

Ende des Jahres ist geplant, POLIMEC, ein LiquiditĂ€tsprotokoll fĂŒr Polkadot ins Leben zu rufen. Auch Unternehmen sollen als Virtual Credential Organizations abgebildet werden.

Wie steht es mit Partnerschaften und der Adaption? Es nĂŒtzt einem nichts, eine glĂ€nzende Idee zu haben, wenn diese nicht angenommen wird. Vor allem alles, was mit IdentitĂ€ten und Ausweisen zusammenhĂ€ngt, bedarf eine enge Kooperation mit staatlicher Seite.

In diesem Punkt glĂ€nzt KILT besonders. KILT ist ein bedeutendes Mitglied des Bundesministeriums fĂŒr Wirtschaft und ist zusĂ€tzlich im Gaja-X Konsortium, dem europĂ€ischen Standard fĂŒr eine vertrauenswĂŒrdige Datenstruktur, vertreten.

Auch im Metaverse ist KILT bereits vertreten! FĂŒr das Minecraft-basierte Metaverse mit dem Namen Moonsama wird die socialKYC Lösung von KILT fĂŒr den sicheren Nutzer Login verwendet. Bis vor kurzem war hierbei der Microsoft Login notwendig, der vermehrt mit AusfĂ€llen zu kĂ€mpfen hatte. Durch die dezentrale socialKYC Lösung gehören solche Login-Probleme somit der Vergangenheit an.

Apropos Microsoft – erst im Mai haben Microsoft und Google verkĂŒndet auf Web3-basierte Login (W3C) Methoden zu setzen. KILT ist hierbei sicherlich eine mögliche Option, mit dem Hintergrund, dass ein ehemaliger Microsoft Mitarbeiter nun Technical Advisor bei KILT ist.

ZusĂ€tzlich arbeitet KILT eng mit Energy Web zusammen, welches wir euch erst kĂŒrzlich in einem Blogbeitrag vorgestellt hatten. DENA, die deutsche Energie-Agentur, ist hierbei ebenfalls ein wichtiger Partner von KILT. Wer auf der KILT Webseite unter dem Punkt „Partner“ schaut, findet ein riesiges Netzwerk an wichtigen Partnerschaften.
Hier noch ein paar Beispiele, fĂŒr was das KILT Protocol noch so verwendet wird:

  • Nutzerregistrierung fĂŒr die Tauschbörse Polkadex
  • IdentitĂ€tsgebung fĂŒr alle Teilnehmer im Energiemarkt mit Energy Web
  • Nachverfolgbarkeit von Produkten mit Authtrail

und noch viel mehr!

Das starke Netzwerk, die sichere Struktur auf dem Polkadot Netzwerk und die enge Zusammenarbeit mit wichtigen Partnern machen KILT fĂŒr uns zu dem wichtigsten Projekt fĂŒr digitale IdentitĂ€ten. Besonders die drei Anwendungen socialKYC, DIDsign und web3name, die bereits Anwendung finden, sind ein Beweis dafĂŒr, wie gut KILT sich bereits entwickelt hat.

Wenn jetzt noch die HĂŒrden der Regulation bewĂ€ltigt werden, die Nutzerfreundlichkeit verbessert wird und die Mainstreamnutzung Einzug hĂ€lt, sind wir uns sicher, dass es eine Zukunft geben wird, in der eure digitalen IdentitĂ€ten auf der KILT Blockchain ein sicheres Zuhause finden.

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